Sonntag, 13. Mai 2018
Meine Bewertung:

Auf dem Römerkanal-Wanderweg - Etappe 1

Auf einem Holzpfahl sind drei Wegzeichen von Wanderwegen angebracht. Im Hintergrund weite Landschaft.Ich lebe seit nunmehr über fünf Jahren in Köln. Und seither begegnet mir immer wieder ein Wanderzeichen, das nun endlich einmal erwandert werden möchte: Das Zeichen des Römerkanal-Wanderwegs.
Ein schwarzer Tunnelquerschnitt auf weißem Grund markiert den Weg, der der historischen Eifelwasserleitung folgt, die zu Zeiten der Römer gebaut und die damalige „Colonia Claudia Ara Aggripinensium“, heute besser bekannt als „Köln“, mit frischen Wasser versorgte.
Dabei führte die Wasserleitung auf rund 100 km quer durchs Land und überwand dabei Talkessel und Flüsse auf einzigartige Weise.
Dieser Bauleistung zollte man 1988 Tribut und erschuf den Römerkanal Wanderweg, der an vielen Stellen bis heute einzigartige Einblicke auf und in die meisterhafte Ingenieursleistung bietet.

Der Römerkanal Wanderweg ist gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden, sodass ich mich dazu entschloss, mit dem Zug zum Startpunkt der ersten Etappe in die Eifel zu fahren. Rund eine Stunde benötigt man von Köln nach Nettersheim und passenderweise startet der Wanderweg unmittelbar am Bahnhof.
Interessierte können hier dem Naturzentrum Eifel noch einen Besuch abstatten.

Von Feldern, Bärlauch und alten Römerquellen


Der Weg beginnt malerisch an der Urft, der man ein paar hundert Meter folgt um anschließend ein kurzes Stück an der Straße entlang zu einem Restaurant zu wandern, hinter dem man dann auf einen kleinen Pfad abbiegt. Auf diesem Pfad wandert man ein Stück über die Höhen von Nettersheim, um anschließend, nach einem weiteren Stück Straße, ein Feldplateau zu erklimmen.
Auf diesem Plateau folgte ich dem Römerkanal Wanderweg weiter, der an dieser Stelle übrigens mit dem Eifelsteig und dem Eifeler Quellenpfad einher geht.
Ich wanderte weiter, über weite Felder und Wiesen und genoss den Ausblick in die Natur.

Etwa eine viertel Stunde lang wanderte ich über die Felder und Wiesen, bis ich an ein, noch sehr mit braunem Herbstlaub behangenes Waldstück kam, dass von kleinen Senken durchzogen war.
Zwischen zwei dieser Senken führte der Wanderweg weiter und anschließend, auf historischen Serpentinen hinab in Richtung Quelle der ehemaligen Wasserleitung.
"Kurvenreich und markant", so beschreibt eine Infotafel am Ende des Serpentinenpfads, der zu Zeiten der Römer übrigens auch von Fuhrwerken genutzt wurde, diesen zurückliegenden Abschnitt. Und das trifft meine Meinung nach auch vollkommen zu. Was die Infotafel nicht erwähnt sind die Unmengen an Bärlauch, die den Hang säumen und ihn mit einem Teppich auf Grün bedecken. Das war wirklich schön anzusehen.
Wenige Meter weiter stand ich vor einem alten Fachwerkgebäude, das vermutlich als Schutzhütte dient und bequem mehreren Menschen Platz bietet.


Ein Stückchen weiter dann erwartete mich der eigentliche Beginn der ehemaligen römischen Wasserleitung. Die Quellfassung "Grüner Pütz" führt noch heute Wasser, auch wenn man dies vermutlich nicht mehr trinken möchte. Die erste von zahlreichen noch kommenden Infotafeln zum Römerkanal Wanderweg beschreibt die Funktion dieser Quellfassung sehr gut und anschaulich. An einigen Stellen in der Umgebung liegen weitere Teile der Wasserleitung offen, sodass man die Leitung auch einmal von innen betrachten kann.

Ich wanderte weiter, parallel zu den Eisenbahngleisen, über die mich der Zug rund 45 Minuten vorher nach Nettersheim gebracht hatte bis zu einem Bahnübergang, an dem ich die Schienen überquerte und anschließend der Urft weiter in Richtung der gleichnamigen Ortschaft folgte. Entlang des Weges entdeckte ich noch die ein oder andere Infotafel, die interessante Informationen zum Römerkanal bereit hielten.

Aussichtsreich und anstrengend


In Urft wanderte ich ein Stück entlang einer Landstraße zur Burg Dalbenden, um dort auf der anderen Straßenseite den anstrengendsten Teil der Wanderung zu beginnen.
Nach einer kurzen Treppe erreichte ich ein Plateau, auf dem die Eifelwasserleitung wieder einmal sehr gut zu sehen ist. Unter einem Baum mit freiliegenden Wurzeln erkennt man den kleinen Tunnel, durch den das Wasser einst floss. An einer Stelle wurde mir klar, mit welcher Präzision die Römer dieses Bauwerk planten, da sie unter der eigentlichen Wasserleitung einen weiteren, kleineren Tunnel anlegten, der dazu diente, das verunreinigte Regenwasser abzuführen, damit sich dies nicht mit dem sauberen Wasser vermischte. Sehr clever! Ein Bild hiervon findet ihr weiter unten.
Nun aber sollte es erst richtig losgehen. Auf den nachfolgenden 300 Metern Strecke hat man einen Aufstieg von mehr als 40 Meter – das geht ganz schön in die Beine.



Oben angekommen brauchte ich dann doch erstmal eine Pause. Zum Glück steht dort eine Bank, die ich nutze, um mir eine Kleinigkeit zu Essen zu machen und eine ausgiebige Rast einzulegen.
Nach dieser Pause erreichte ich wenig später einen schönen Aussichtspunkt mit Gipfelkreuz. Hätte ich vorher von dessen Existenz gewusst, hätte ich vermutlich eher dort Pause gemacht. Also mein Tipp: Wer noch ein kleines bisschen Kondition nach dem Aufstieg hat, dem empfehle ich bis zum Aussichtspunkt weiterzuwandern und hier eine ausgiebige Rast einzulegen.

Der Wanderweg führte gemütlich weiter über Felder und Wiesen, vorbei an einem Steinbruch bis ins kleine Dorf Sötenich, das man an dessen Rand kurz durchquert und schnell wieder verlässt, um anschließend auf die Zielgerade einzubiegen. Einen letzten kleinen Stop legte ich am Wegesrand noch ein, aß einen Apfel und blickte auf Sötenich, bevor ich den letzten Anstieg des Wanderwegs erklomm, der mich geradewegs nach Keldenich bringen sollte.
1,5 km weiter und 100 Meter höher erreichte ich schließlich den kleinen Ortsteil der Gemeinde Kall, genoss dort ein letztes Mal den schönen, weiten Ausblick über Felder und Wiesen und machte mich anschließend auf den (gut markierten) Weg runter ins Tal nach Kall, von wo aus ich meinen Zug nach Hause nehmen wollte.

Fazit:

Schon lang wohne ich am Ende des Römerkanal Wanderwegs. Diesen nun zu erwandern war eine verdammt gute Idee. Die Etappe 1 ist abwechslungsreich, zuweilen anstrengend, belohnt aber immer wieder mit schöner Natur und traumhaften Aussichten. Eifel eben.
Besonders historisch interessierte Wanderer kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten und können eintauchen in die faszinierende Baukunst und Ingenieursleistung der alten Römer (dieses Video vermittelt, wie Aufwändig der Bau der Eifelwasserleitung einst gewesen sein muss). Wer mag, kann sich den Wanderpass unter diesem Link bestellen und ihn bei den Gastgebern am Wegesrand stempeln lassen. Ich habe davon leider zu spät erfahren, sodass mir nun ein paar Stempel fehlen würden.

Den einzigen Nachteil, den ich nach dieser ersten Etappe sehe, ist die unpraktische Anbindung an Bus oder Bahn am Ende. Zusätzlich etwa 2 km bergab muss man auf sich nehmen, um vom Endpunkt in Keldenich zum Bahnhof in Kall zu kommen. Das Problem: Bei Etappe 2 muss ich diese 2 km wieder bergauf um die eigentliche Tour fortzusetzen. Mal sehen, vielleicht nehme ich mir ein Taxi, dann bin ich nicht schon platt, bevor die Tour überhaupt angefangen hat – schließlich gönnt man sich ja sonst nichts :-)
Nachfolgend noch ein paar Impressionen sowie die Tourenkarte. Weitere Fotos der Tour findet ihr im Album auf der Rastlos-Facebookseite.




Liebe Grüße,
Timo
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