Nach meinem Besuch in Aachen bin ich am Mittwoch an den Niederrhein gefahren. Mein Auto habe ich, dank externer Rangierhilfe, ohne größere Schwierigkeiten aus der wirklich engen Hotelgarage manövriert bekommen und konnte so ohne weitere Probleme meine Weiterfahrt antreten.
Bevor ich die mir so vertraute Gegend um Xanten aber wirklich angefahren bin, habe ich noch einen Zwischenstopp in Kamp-Lintfort eingelegt, um mir das bekannte „Kloster Kamp“ anzusehen. Genauer gesagt haben mich die Terrassengärten interessiert, für die das ehemalige Kloster über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist und die ein bisschen an Versailles erinnern.
Nach einem kurzen Abstecher in den klostereigenen Kräutergarten machte ich mich dann auf die Suche nach den Terassengärten. Das Finden hat nicht lang gedauert und so stand ich dann tatsächlich oberhalb der sehr schön anzusehenden Gartenanlage. Hier haben Gärtner wirklich ihr ganzes Können gezeigt. Ich stieg die Treppen hinab und schlenderte ein bisschen wischen den Beet entlang und machte hier und da ein paar Fotos.
Ein Must-see für Botanik-Fans
Von Kamp-Lintfort aus fuhr ich über die Landstraße dann nach Xanten. Da die Rezeption des Campingplatzes zwischen 13 und 15 Uhr nicht besetzt ist (das kannte ich noch von früher), fuhr ich erst in Xanten ein paar Kleinigkeiten einkaufen, bevor ich die Fahrt zum Campingplatz antrat. Auf dem Weg dorthin fiel mir auf, dass ich all diese Strecken noch nie selbst gefahren bin. Zu Kindertagen waren es (logischerweise) immer meine Eltern, später (zuletzt 2010) meine damalige Freundin (ich hatte da noch keinen Führerschein – ja ja, Spätzünder was das angeht). Und so fuhr ich also all die mir bekannten Wege nun zum ersten mal selbst. Echt verrückt, was einem so alles ein- und auffällt.
Auf dem Campingplatz angekommen meldete ich mich an und bekam die Info, dass ich mein Zelt auf der Zeltwiese aufschlagen dürfe. Dort angekommen stellte ich zu meiner Verwunderung fest, dass ich die gesamte Zeltwiese für mich allein hatte. Okay, aber warum auch nicht.
Ich baute mein Zelt auf und regte mich währenddessen über meine Unkoordiniertheit auf. Man, so chaotisch war ich schon lang nicht mehr. Wie oft ich unnötigerweise zum Auto gelaufen bin, weil ich was vergessen habe …
Gut, irgendwann stand das Zelt dann doch tatsächlich. Kurz danach kam eine kleine, radfahrende Truppe aus den Niederlanden, die ebenfalls ihre Zelte auf der Wiese aufbauten (doppeltes Klischee irgendwie). So hatte ich also doch noch Nachbarn bekommen.
Nachdem ich im Kiosk Brötchen für den nächsten Tag vorbestellt hatte, ging ich zum Zelt zurück und machte mir Abendessen. Im Anschluss wurde gespült und dann wartete das Highlight des Tages auf mich: Die Platzrunde!
Kindheitserinnerungen während der Platzrunde
Ich spazierte jeden Gang des Campingplatzes ab, schaute nach bekannten Gesichtern und nach Veränderungen. Falls ihr euch jetzt übrigens fragt, warum ich gerade danach gesucht habe: Wir (also meine Eltern und ich) waren fast 20 Jahre Dauercamper auf diesem Platz. Von 1992 bis 2011 hatten wir dort eine Parzelle mit Wohnwagen und Co. Von Frühling bis Herbst waren wir so oft dort, wie es nur ging. Man kann also sagen, dass ich dort fast aufgewachsen bin und im Grunde jeden Stein kenne.
Entsprechend hat es mich gefreut, als ich zu der Erkenntnis gekommen bin, dass sich eigentlich gar nicht so viel verändert hatte. Ich möchte jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen und erspare euch die kleineren Veränderungen.
Diese Platzrunde war einfach nur schön. Ich hatte wieder so viele Erinnerungen im Kopf, was wir hier gespielt und dort gemacht haben, wie jemand da vom Baum gefallen und hier mit dem Fahrrad über einen Hügel gesprungen ist. Es war toll. Und dann kam der Spielplatz im letzten Gang. Auch hier musste ich natürlich mal wieder nachschauen und auch hier hatte sich nichts, rein gar nichts verändert. Als Kind habe ich die meiste Zeit mit meinen Freunden damals dort verbracht. Demnach kamen hier natürlich die meisten Erinnerungen ans Tageslicht.
Und eine schöne, tolle und wichtige Erkenntnis: Ich hatte eine tolle Kindheit!
Nun aber genug der Sentimentalitäten. Ich ging also irgendwann zu meinem Zelt zurück, schenkte mir ein Glas Wein ein, schaltete mein kleines Kurbelradio ein und legte mich auf die Decke vor meinem Zelt. Bis nach 23 Uhr habe ich dann so da gelegen, in den Sternenhimmel geschaut (den es so in Köln absolut nicht gibt) und den Abend ausklingen lassen. Ach ja, ein bekanntes Gesicht habe ich übrigens nicht getroffen.
Am nächste Morgen holte ich meine Brötchen und frühstückte im Zelt, was zugegeben etwas umständlicher war als ich gedacht hatte. Aufgrund von Regen blieb mir aber leider nichts anderes übrig.
Nach dem Frühstück und einer ausgiebigen Dusche fuhr ich wieder nach Xanten. Diesmal aber nicht zum Einkaufen sondern um mir die Altstadt mal wieder anzusehen.
Ich war sehr erstaunt, wie wenig ich nach fast 20 Jahren Niederrhein und unzähligen Xanten-Besuchen von der Altstadt eigentlich kannte. Ich parkte dort, wo wir immer geparkt hatten und ging den ebenfalls bekannten Weg bis auf den Marktplatz und die dahinter liegende Einkaufsstraße. Und weiter? Ja, weiter waren wir irgendwie nie gekommen. Also ging ich einfach irgendwo in eine Gasse und war gespannt, wo ich wohl wieder auskommen würde. Ich stand dann vor der alten Stadtmauer, der ich bis zu einem eisernen Tor folgte, durch das ich anschließend wieder auf den Marktplatz gelangte.
Immer mal was neues in Xanten
Von hier aus ging ich zum und in den Xantener Dom. Auch hier war ich früher schon des Öfteren gewesen, habe mich aber nie wirklich dafür interessiert.
Da ich die Ruhe von Kirchenbauten aber in den vergangenen Jahren zu schätzen gelernt habe, blieb ich nun einige Zeit im Dom und bestaunte die unzähligen Kunstwerke des Doms. Ebenfalls interessant und so für eine Kirche ungewöhnlich war die Krypta. Wer mal ein bisschen Zeit mit nach Xanten bringt, dem empfehle ich einen Rundgang durch dem Dom wirklich sehr.
Im Anschluss ging ich noch eine Runde durch den Kreuzgang (von dessen Existenz ich bis zu diesem Tage noch gar nicht wusste) und verließ den Dom anschließend über eine Nebentür, die mich direkt zur Krimhild-Mühle brachte, die sich zu meiner hellen Freude tatsächlich drehte. Ich finde, dass es bei uns schon wirklich selten geworden ist, dass sich eine alte Windmühle wirklich noch dreht. Umso schöner war dann eben dieser Anblick.
Ich spazierte weiter und entdeckte noch ein altes Stadttor sowie einen Selfie-Point vor dem Dom. Wirklich interessant, was ich zwischen 1992 und 2011 alles verpasst hatte.
Da sich der Hunger allmählich meldete und nach einem kleinen Mittagsimbis verlangte, ging ich zum Auto zurück und fuhr ans Rheinufer, um dort im Ausflugslokal etwas zu essen.
Vor dem Lokal stand die Entdeckung des Tages: Ein Container. Also jetzt nicht irgendein Container sondern ein kleiner Schuttcontainer, der außen Gelb und innen hellblau gestrichen war und die Aufschrift trug: „Außen Container, innen Pool“. Tatsächlich führte dann noch eine Poolleiter in den Container, in dem sich natürlich auch noch Wasser befand. Dieses Arrangement war eine Werbung für einen Containerverleih. Ich knipste ein paar Fotos von diesem witzigen Objekt und spazierte anschließend noch ein bisschen am Rheinufer entlang.
Das sollte sich nach kurzer Zeit als lohnenswerte Entscheidung rausstellen, da sich auf einer Wiese auf einmal drei Störche vor mir präsentierten, die ich natürlich sofort auf diversen Fotos verewigen musste.
Ich beobachtete die Störche einige Zeit und fuhr anschließend wieder zum Campingplatz zurück, da ich noch Besuch erwartete: Meine Eltern hatten sich angekündigt.
Gemütlich ließen wir den Tag bei Kaffee und Kuchen, einer Platzrunde und einem anschließenden Abendessen ausklingen.
Am Niederrhein ging es jetzt nicht ums Wandern – aber das wird im nächsten Bericht wieder anders, denn dort war ich in Ibbenbüren an den Dörenther Klippen unterwegs.