Dienstag, 15. August 2017
Meine Bewertung:

Die NRW-Tour in der Eifel und in Aachen

Eine Staumauer, umgeben von viel Wasser und Wald
Es ist Dienstagabend, ich sitze gerade in einem Hotel in Aachen und habe keine Ahnung, wie ich diesen Post beginnen soll. Gestern um diese Zeit habe ich noch auf einer Picknickdecke vor meinem neuen Decathlon Zelt gelegen, während 5 Meter neben mir die Rur entlang plätscherte und jetzt sitze ich an einem kleinen Schreibtisch im Hotel unweit der Innenstadt von Aachen.
Aus irgendwelchen Gründen tun mir die Oberschenkel weh und das W-Lan bricht dauernd ab... Aber gut, ich möchte euch nicht mit Details nerven sondern euch möglichst kurz von den vergangenen beiden Tagen und somit den ersten (fast) 48 Stunden meiner NRW-Tour berichten.

Tag 1: Vom Geisterdorf zur ehemaligen Ordensburg


Los ging es gestern Morgen gegen 10 Uhr. Mein Auto hatte ich bereits Sonntag soweit gepackt, dass ich gestern nur noch Kleinigkeiten einladen musste. Man - was da alles zusammenkommt habe ich echt unterschätzt.
Mein erster Stopp sollte Schleiden in der Eifel sein, wo ich nach langem mal wieder Wandern gehen wollte. Nach rund einer Stunde erreichte ich den Wanderparkplatz in der Nähe der ehemaligen Ordensburg Vogelsang und dort tatsächlich auch die letzte freie Parklücke. Das Wetter war, hingegen meiner Erwartungen, richtig gut und so ging es schnell los.
Ein leere Kirche mit geöffnetem KirchenportalNach wenigen Wanderminuten erreichte ich den Eingang des ehemaligen Dorfes Wollseifen, der von einer kleinen Kapelle markiert wird. Diese Kapelle ist eins von insgesamt nur vier Gebäuden, die noch vom ehemaligen Dorf übrig sind. Im August 1946 musste das Dorf binnen drei Wochen geräumt werden, weil es auf dem Gebiet eines neu errichteten Truppenübungsplatzes lag. Die Gebäude wurden nach und nach zerstört oder abgerissen, die Toten umgebettet und das Dorf verschwand von der Landkarte. In den 1990er Jahren wurden in der unmittelbaren Nähe der Ruinen der Dorfkirche Zweckbauten errichtet, um dort den Häuserkampf, u.a. für den Kosovo-Einsatz, zu üben.
Im Jahre 2006 wurde der Truppenübungsplatz schlussendlich stillgelegt und das Dorf dadurch wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Die vier verbliebenen Gebäude wurden soweit saniert, dass sie wieder begehbar sind. Die Zweckbauten wurden teilweise abgerissen. Die, die heute noch stehen, sind nicht begehbar, vermitteln dem Dorf jedoch einen gespenstischen Charakter.
Besonders gut hat mir gefallen, dass man im ehemaligen Schulgebäude Infotafeln aufgestellt hat, die die Geschichte von Wollseifen erzählen. Einen Besuch dieses Ortes lege ich jedem ans Herz.

Nachdem ich mir viel Zeit in Wollseifen genommen hatte, wanderte ich weiter und folgte dem Eifelsteig bis zur Urfttalsperre. Dort verließ ich den Eifelsteig und wanderte am Ufer des Stausees entlang bis zur 2009 erbauten Victor-Neels-Brücke, einem wirklich schönen Stück Architektur.
Kurz hinter der Brücke empfing mich ein 600 Meter langer Anstieg mit 16% Steigung - das ging ganz schön in die Beine. Oben angekommen stand ich dann an der ehemaligen Ordensburg Vogelsang, die im dritten Reich zur Ausbildung des neuen Führungskaders diente. Auch hier verbrachte ich einige Zeit, um mir das Gelände, die Gebäude und das neu errichtete Infoforum anzusehen. Natürlich ließ ich auch die ehemalige belgische Kaserne nicht unbeachtet, die sich ebenfalls auf dem Gelände befindet.
Von diesem historischen Gelände aus wanderte ich dann wieder zurück zum Auto, um mich auf den Weg zu meinem Übernachtungsplatz zu machen.


Den Campingplatz "Camp-Hammer" erreichte ich nach einer halben Stunde Fahrzeit über Landstraßen und durch diverse Serpentinen. Ein Plätzchen für mein kleines Zelt war schnell gebucht und auch der Aufbau war alles in allem recht zügig abgeschlossen. Ich richtet das Zelt etwas ein, ging Duschen und machte es mir anschließend auf der Picknickdecke vor meiner Behausung gemütlich. Nach dem Abendessen und einem Glas Wein ging es dann ins Bett bzw. in den Schlafsack. Das stete Plätschern der Rur ließ mich anschließend zügig einschlafen.

Tag 2: Von Monschau durch das Hohe Venn nach Aachen


Der heutige Morgen begann nass bzw. feucht. Durch die Nähe des Flusses muss die Luftfeuchtigkeit über Nacht so in die Höhe geschossen sein, dass mein Zelt und die Wiese davor komplett nass waren. Daher entschloss ich mich, im Zelt zu frühstücken, nachdem ich die Brötchen, die ich bei meiner Anreise vorbestellen konnte, abgeholt hatte.
Ein weißes Zelt steht auf einer Wiese. Davor Picknickdecke und TischSo habe ich dann also im Zelt Kaffee gekocht und gefrühstückt. Da ich bis 11:30 Uhr abgereist sein musste, begann ich anschließend damit, meine Utensilien wieder ins Auto zu laden. Derweil zogen dunkle Wolken auf, die mich vermuten ließen, dass bald ein dicker Regenguss bevorstand.
Und so war es dann auch. Auf dem Weg zum Waschhaus bekam ich die ersten Tropfen ab. Ich rannte zurück zum Zelt, dass zu diesem Zeitpunkt schon leergeräumt war und baute es in windeseile ab, damit es nicht noch nasser wurde. Leider war ich nicht schnell genug, denn als ich die erste Stange gerade aus der Zeltplane gezogen hatte, fing es richtig an zu regnen. Ich rollte das Zelt irgendwie zusammen und verfrachtete es ziemlich nass in meinen Kofferraum - mein persönlicher Horror war eingetreten.
Ich habe ja nichts gegen Regen beim Zelten ... aber bitte nicht in den 12 Stunden vor und während des Abbaus. Nasse Zelte gehen gar nicht!

Okay, nun war mein persönlicher Horror eingetreten, daran konnte ich nichts mehr ändern. Also ging ich nun endlich ins Waschhaus um danach die Weiterreise anzutreten.
Auf meiner Tagesplanung stand bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich eine kleine Stadtbesichtigung von Monschau, ein kurzer Spaziergang durchs Hohe Venn und ein Besuch des Dreiländerecks, bevor ich nach Aachen fahren wollte. Die Venn-Wanderung und das Dreiländereck strich ich wegen Gewitterwarnung jedoch nun von meiner Liste.
So fuhr ich also im strömenden Regen nach Monschau, wo ich mir meine Regenjacke schnappte und mir die Stadt ansah. Trotz Regen wirklich schön und malerisch, da kann ich wirklich nichts sagen. Schiefe, kleine Fachwerkhäuser so weit das Auge reicht und auch hier hört und sieht man überall das Plätschern der Rur.
Ich stieg die nassen Stufen hoch zur Burgruine um mir Monschau mal von oben anzusehen. Oben angekommen fingen dann alle Glocken von Monschau gleichzeitig an zu läuten, so als wollten sie sich für den Regen entschuldigen.

Wieder unten angekommen wurde der Regen allmählich weniger und nachdem ich in einer Bäckerei einen Kaffee getrunken hatte, schien sogar wieder die Sonne. In diesem Moment keimte Hoffnung in mir auf, evtl. doch noch die kleine Venn-Wanderung machen zu können. So ging ich zum Auto und fuhr zum zuvor ausgesuchten Wanderparkplatz.
Eine Heidelandschaft mit vereinzelten Bäumen. Inmitten verläuft ein StegDort angekommen war es mit dem Sonnenschein dann aber auch wieder vorüber und es wurde sehr windig. Dennoch entschied ich mich, erstmal loszulaufen. Zurückgehen konnte ich ja immer noch.
Aber nein, das musste ich nicht. Das Wetter wurde nicht schlimmer und so konnte ich mir einen schon lang gehegten Traum erfüllen und endlich mal im Hohen Venn über Holzstege wandern.

Die Tour zum Dreiländereck machte ich anschließend jedoch nicht mehr und so fuhr ich geradewegs nach Aachen, wo ich mein Auto in der Hoteleigenen Garage parkte und mich währenddessen fragte, wie ich hier morgen wieder rauskommen soll. Die Garage ist dermaßen eng, dass ich vermutlich rückwärts wieder aus der Garage herausfahren muss. Naja, warten wir es ab.
Im Hotel angekommen stellte ich fest, dass es gerade mal 15:30 Uhr war und ich, durch den Wegfall des Dreiländerecks, noch Zeit hatte.
Kurzerhand entschied ich mich, meine für morgen vorgesehen Stadtbesichtigung von Aachen auf heute zu verlegen und so zog ich mich schnell um, machte mich frisch und lief in Richtung Aachener Innenstadt. Dort nahm ich an einer offiziellen Führung durch den Aachener Dom teil, schaute mir den Elisenbrunnen und andere Dinge an und aß schlussendlich auf dem Rathausplatz zu Abend. Das Wetter hat mich den ganzen Nachmittag nicht im Stich gelassen, erst jetzt, wo ich wieder im Hotel sitze, fängt es wieder a zu regnen.

Zwei tolle und interessante Tage in und um die Eifel liegen hinter mir. Sofern ich mein Auto morgen wohlbehalten aus der Garage bekomme, geht die NRW-Tour weiter an den Niederrhein. Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen und ganz viele Kindheitserinnerungen.

Blick auf die Brücke. Am Ende steht ein hoher Mast, der die Brückenkabel hält

Und hier noch schnell zwei kleine Detailbeschreibung zu den Touren von Wollseifen, entlang der Urft bis Vogelsang und durchs Hohe Venn.

Wollseifen-Urftsee-Vogelsang




Moorroute durchs Hohe Venn


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