So in etwa klang der Wetterbereicht am Freitagabend.
Sonnig? 5°C? Perfektes Wetter für eine Winterwanderung nach der ich mich schon sehr lange mal wieder sehnte.
Okay, im Großraum Köln definiert man eine Winterwanderung wahrscheinlich anders als im Schwarzwald aber eins habe beide gemeinsam: Für eine Winterwanderung muss es schön kalt sein.
Meine letzte Winterwanderung liegt schon zwei Jahre zurück. Damals erwanderte ich die 3. Etappe des Kölnpfad und habe Winterwanderungen bei 0-5°C und schönem Wetter seither in guter Erinnerung.
So schnell wie der Entschluss gefasst war, so schleppend verlief die Suche nach einer geeigneten Strecke denn im Winter ist es für mich immer recht schwer, eine Wanderroute zu finden.
Seit ich vor gut einem Jahr an einem Auge operiert wurde fahre ich im dunkeln nicht mehr mit dem Auto. Somit bleiben mir im Winter leider nur ein paar Stunden vom Tag um wandern zu gehen bzw. überhaupt erstmal an den Ausgangspunkt der Strecke zu kommen und natürlich um auch im hellen wieder nach Hause zu fahren. Entsprechend klein fällt der Radius um Köln herum aus.
Nach einiger Suche entschied ich mich für Hülchrath, einem Ortsteil von Grevenbroich als Ausgangspunkt.
In einem Wanderführer, dem Buch "Tippeltouren rund um Köln", fand ich diese knapp 10 km lange Tour, die mich aufgrund des Schlosses und des Klosters am Wegesrand gleich anlachte. Hinzu kommt, dass ich bisher noch nie nordwestlich von Köln wandern war und mir diese Gegend daher noch vollkommen neu ist.
Hogwarts in Hülchrath
An dieser Stelle erinnere ich nochmal an den o.g. Wetterbericht: "Nach Nebelauflösung....".
In der Kölner Innenstadt hatte sich der Nebel am Samstagvormittag recht schnell verzogen und so fuhr ich dann nach Grevenbroich. Kurz hinter dem Kreuz Köln-Nord war dann aber Ende in Sachen Nebelauflösung. Die graue Suppe war allgegenwärtig und es hätte nicht den Anschein, als wolle sich das in den nächsten 20 Minuten ändern.
Am Startpunkt in Hülchrath angekommen hatte sich daran nichts verändert. Zugegeben, wirklich begeistert war ich erstmal nicht aber die Macht, das Wetter zu beeinflussen, ist mir ja nun leider auch nicht in die Wiege gelegt worden und so blieb mir nichts übrig, als mich damit abzufinden.
Ich stellte meinen Wagen auf einem kleinen Festplatz ab und wanderte los.
Direkt gegenüber des Festplatzes befindet sich das Schloss Hülchrath. Umgeben von Nebelschwaden wirkte es aus der Ferne ein bisschen wie Hogwarts aus den Harry Potter Filmen ... nur in wesentlich kleiner.
Das Schloss, dessen Geschichte bis ins 12. Jahrhundert zurück reicht, befindet sich heute in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden. Es dient jedoch als Eventlocation für Hochzeiten und andere Feste.
Nach ein paar Fotos begann ich dann wieder zurück am Festplatz mit der eigentlichen Wanderung. Parallel zur Burg, auf der anderen Uferseite des Gillbachs, wanderte ich einen kleinen Weg entlang, der auch als offizieller Pilgerweg Verwendung findet. Über die Landschaft kann ich in diesem Beitrag leider nichts sagen ... ich glaube, das versteht sich von selbst ;-)
Das Kloster Langwaden
So ging ich den Weg am Ufer entlang bis der er einen Knick nach rechts machte. Diesem folgend stand ich wenige Minuten später vor den Zisterzienserkloster Langwaden.
Das Klostergelände ist frei begehbar und mit herrlichen Skulpturen in einem schönen Garten versehen. Ein Restaurant lädt den, der jetzt schon Hunger hat, zur Einkehr ein oder, falls der Hunger noch nicht so groß sein sollte, lohnt auch ein Blick in die Klosterkapelle. Das Klostergebäude, das zu Zeiten des Nationalsozialismus als Arbeitslager und später als Flüchtlingsheim diente, wird heute wieder von Zisterziensermönchen bewohnt.
Einem begegnete ich auf dem Weg zur Kapelle. Er grüßte freundlich, erinnerte mich in seiner Kutte aber sehr an einen Teilnehmer eines Mittelaltermarktes. Das soll jetzt aber nicht böse gemeint sein.
Nach einiger Zeit lies ich das Kloster hinter mir und wanderte ein Stück durch den angrenzenden Wald. Allmählich fand ich mehr und mehr Gefallen an der mystischen Stimmung des Nebels, der Kälte und den gefrorenen Pflanzen am Wegesrand. Ich merkte, wie ich immer weniger auf den Weg als auf die Umgebung achtete und mich von der Atmosphäre berauschen lies.
Vernebelte Sinne
An einem (vermutlich) weitläufigen Feld blieb ich stehen und starrte gebannt in den Nebel. Die Situation erinnerte mich ein wenig an Stephen Kings "The Mist" - nur ohne Monster.
Ich wanderte weiter entlang des Feldes, ließ irgendwann ein Haus links liegen (im wahrsten Sinne), grüßte das Vedervieh, das zu dem Haus gehörte, wanderte vorbei an unbedachten Gewächshäusern, fotografierte hier und dort, die vereiste Pflanze und die Sonne durch den Nebel hindurch.
An einem großen Stapel Strohballen bog ich ab und wanderte am Ufer der Erft entlang. Hinter einem Zaun entdeckte ich riesige, stierähnliche Tiere. Welche Art das genau war, weiß ich leider nicht. Ihr vielleicht? Ein Foto findet ihr weiter unten. Wenn ihr es wisst, hinterlasst einfach einen Kommentar.
Ein Stückchen weiter legte ich dann eine Pause ein.
Als Vorbereitung auf meine Winterwanderung hatte ich meinen kleinen Kaffeebereiter dabei, den ich ein paar Wochen vorher zufällig zuhause beim Aufräumen gefunden hatte. Schnell die anderen Utensilien wie Kocher und Hocker ausgepackt und schon stand einer gemütlichen Kaffeepause nichts im Weg.
Zwei Reiterinnen grüßten freundlich und beneideten mich glaube ich um den Kaffee als sie an mir vorbeiritten.
Es war eine traumhafte Stimmung: Vor mir floss die Erft, die mich glauben ließ, ihr Wasser würde leicht Dampfen, rings herum nebelverhangene Natur, eine angenehme Kälte und eine wunderbare Stille. Ich hätte ewig dort sitzen können.
Irgendwann aber, der Kaffee war schon lange leer, packe ich dann doch ein und wanderte weiter.
Stille Einsamkeit auf dem Bahndamm
Kurz hinter dem Pausenplatz spannt sich eine Brücke über die Erft. Diese Brücke ist Teil eines alten Bahndamms auf dem ich weiterwanderte.
Wie lang der Weg auf dem Bahndamm war kann ich absolut nicht sagen. Er war jedenfalls lang genug um viele, viele weitere Fotos von Licht und Schatten, gefrorenen Pflanzen und umgestürzten Bäumen zu machen.
Auf etwa halbem Weg kamen mir etwa 20 Reiter hoch zu Ross entgegen. Einen Ausritt in dieser Größe habe ich bisher auch nur selten gesehen.
Wenig später klang irgendwo aus den dichten Nebelschwaden Musik, die immer näher kam und sich später als Planwagenfahrt herausstellte. Auch wenn ich nichts sehen konnte ließ die Kombination aus Musik, Gesang und Pferdehufen auf Asphalt fast keinen anderen Schluss zu.
Den Bahndamm verließ ich über ein paar kleine, matschig-glitschige Stufen und fand mich unten vor einer kleinen Biogasanlage wieder. Diese konnte ich nicht nur sehen sondern auch riechen. Keine weiteren Kommentare an dieser Stelle.
Ein Feldweg lang nun vor mir der mich geradewegs wieder nach Hülchrath brachte. Als das Dorf im Nebel auftauchte kam ich mir kurzzeitig vor wie ein Reisender, der sehr lange nicht zuhause war und nun die ersten Dächer seiner Heimat wieder sieht.
Zum Schluss führte der Weg noch über die Hauptstraße durch Hülchrath. An dieser liegt eine schöne Kirche vor der ein geschmückter Weihnachtsbaum stand. Kurz dahinter stand ich auch schon wieder auf dem Festpatz und somit an meinem Auto.
Diese Tour war ein absolutes Highlight. Nicht einmal wegen der eigentlichen Wanderung, viel mehr wegen der tollen Atmosphäre. Insgesamt fast 190 Fotos sind an diesem Tage entstanden, von denen ich hier natürlich einige präsentiere. Noch viel mehr Fotos dieser Tour gibt es auf der Rastlos-Facebookseite. Reinklicken lohnt sich hier diesmal definitiv.
Dieser Beitrag enthält werbliche Links