Ausgangspunkt: Der Bayenturm |
Das klingt verrückter als es ist. Sie denken, das ist nicht möglich? Oh doch, das ist es sehr wohl und man kann es ganz bequem zu Fuß schaffen. Wie? Naja, da kommt der kleine Haken an der Sache. Es ist nicht das heutige, moderne Köln, von dem hier berichtet wird. Nein, es ist das Köln, wie es im 13. Jahrhundert existierte, noch deutlich kleiner als heute und von einer Mauer umgeben. Und genau diese Mauer, bzw. die Reste davon, waren das Ziel meines Neujahrsspaziergangs. Ach ja, frohes Neues übrigens.
Die alte kölner Stadtbefestigung ist in etwa 5,5 km lang und verläuft halbkreisförmig um die heutige linksrheinische Innenstadt.
Am Bayenturm in der kölner Südstadt geht es los. Verlaufen ist unmöglich da man eigentlich immer nur den Straßen folgen muss die das Wort "Wall" im Namen tragen.
Entlang der Stadtmauer durch Köln
So eben auch am Bayenturm, von dem aus der "Severinswall" in Richtung Innenstadt führt. Nach nicht einmal 5 Minuten erreicht man das erste antike Bauwerk auf der Tour, die "Bottmühle", welche jedoch nicht zur eigentlichen Stadtbefestigung gehört und in ihrer heutigen Form erst 1678 errichtet wurde. Seit 1970 beheimatet sie einen Kinder- und Jugendverband.
Die Severinstorburg auf dem Clodwigplatz |
So, zurück zur Umrundung des alten Kölns. Hinter der Severinstorburg verläuft der "Kartäuserwall" von dem aus ich mein nächstes, historisches Ziel schon erblicken konnte: Den Turm der Ulrepforte. Die Ulrepforte beheimatet heute das Traditionskorp "Rote Funken" und wird zur Zeit umfangreichen Baumaßnahmen unterzogen.
In Sichtweite und keine 200 Meter entfernt liegt schon das nächste Teilstück der Stadtbefestigung. Diese Stadtmauer und der davor liegende Wassergraben zeigt einmal ganz deutlich, wie gut gesichert Köln früher gewesen sein muss. Der Wassergraben selbst ist zwar rekonstruiert und enthält kein Wasser mehr, vermittelt dennoch auch heute noch einen hierarchischen Eindruck. Wie bereits die Ulrepforte ist auch dieses Stück der Stadtbefestigung heimat zweier Traditionskorps, der Blaue Funken Artillerie und der Prizengarde. Direkt am nördlichen Turm befindet sich ein Relief, dessen Vorlage aus dem Jahr 1360 stammt und heute im Stadtmuseum zu bestaunen ist. Es zeigt die Schlacht an der Ulrepforte.
Die Stadtmauer an der Ulrepforte. Im Vordergrund der alte Wehrgraben |
Die Hahnentorburg auf dem Rudolfplatz. Im rechten Turm sowie im an- grenzenden Anbau befindet sich das Hauptquartier der Ehrengarde |
Der etwas andere Kölner Stadtrundgang
Über die "von-Werth-Straße" geht es weiter bis zum "Gereonswall", an dem auch schon das nächste Stück Stadtbefestigung zu erkunden ist. Die rund 113 Meter lange, heute noch existierende Mauer grenzte einst an das Gereonstor, welches im Jahre 1881 der Stadterweiterung zum Opfer fiel. Heute noch zu sehen sind zwei Halbtürme und die Gereonsmühle. Auf der Stadtseite der Mauer befindet sich heute der "Klingelpützpark" auf dessen Areal bis 1969 das gleichnamige Gefängnis stand. Im Sommer ist der Park sicher ziemlich gemütlich, den muss ich mir mal merken.
Inzwischen in der "Neustadt-Nord" angekommen führt die Tour nun weiter in Richtung Ebertplatz zur "Eigelstein-Torburg", der letzten Torburg auf diesem Rundgang. Rein optisch ähnelt dieses Stadttor der "Hahnentorburg", unterscheidet sich jedoch in ein paar Details. Das wahrscheinlich offensichtlichste ist der hölzerne Überbau über dem eigentlichen Portal. Ebenfalls anders ist das angedeutete Falltor, welches im Portal zu sehen ist. Meiner Meinung nach der schönste Unterschied befindet sich aber auf der Rückseite der Torburg. Dort ist nämlich ein Kutterwrack des 1914 zerstörten Kreuzers "SMS Cöln" zu bestaunen, welches wenige Stunden nach Untergang des Kreuzers an der Küste von Helgoland angetrieben wurde. Die genaue Geschichte ist auf einer Bronzetafel festgehalten.
Der Kunibertsturm, auch Weckschnapp genannt
Bildquelle: wikipedia.org
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Das letzte Relikt aus vergangener Zeit ist der Kunibertsturm oder auch "Weckschnapp" genannt. Dieser Turm war ursprünglich der letzte Wehrturm der Stadtbefestigung und stellt somit auch das Ende der heutigen Tour dar. Von hier aus kann man noch ganz bequem zum Dom spazieren oder man kehrt zurück zum Eigelstein, von wo aus man an der U-Bahnhaltestelle "Ebertplatz" den Heimweg antreten kann.
Zugegeben, landschaftlich war die Tour nichts aber das war mir ja von vornherein klar. Es ging mir bei diesem Spaziergang auch nicht um eine tolle Landschaft sondern um die historischen Werte, die man in Köln immer wieder mal zu Gesicht bekommt, jedoch zumeist nicht beachtet, weil man dem Alltagsstress mal wieder verfallen ist. Diese 1 1/2 Stunden sind bequem als Sonntagsspaziergang zu schaffen und können durchaus auch mehrmals abgelaufen werden. Daher erkläre ich auch diese, wenn auch recht ungewöhliche "Wanderung" zu einem Tourentipp.
Nachstehend, wie immer, noch ein paar Fotos. Weitere Bilder gibt es diesmal wieder auf der Rastlos-Facebookseite.
Stadtmauer am Gereonswall. Im Hintergrund die gleichnamige Mühle |
Die Eigelsteintorburg am Ebertplatz |
Die Bottmühle |
Blick vom Kartäuserwall auf die Ulrepforte |
Das Kutterwrack der SMS Cöln in der
Eigelsteintorburg
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Die blaue Linie zeigt den Verlauf der ehemaligen Stadtbefestigung und somit auch den Weg dieser Tour |
Liebe Grüße,
Timo Krause