Sonntag, 3. Januar 2016
Meine Bewertung:

Entlang der Stadtmauer auf den Spuren des alten Kölns

Brauner Turm mit Zinnenkrant und Bogentreppe
Ausgangspunkt: Der Bayenturm
In 1 1/2 Stunden um Köln wandern.
Das klingt verrückter als es ist. Sie denken, das ist nicht möglich? Oh doch, das ist es sehr wohl und man kann es ganz bequem zu Fuß schaffen. Wie? Naja, da kommt der kleine Haken an der Sache. Es ist nicht das heutige, moderne Köln, von dem hier berichtet wird. Nein, es ist das Köln, wie es im 13. Jahrhundert existierte, noch deutlich kleiner als heute und von einer Mauer umgeben. Und genau diese Mauer, bzw. die Reste davon, waren das Ziel meines Neujahrsspaziergangs. Ach ja, frohes Neues übrigens.
Die alte kölner Stadtbefestigung ist in etwa 5,5 km lang und verläuft halbkreisförmig um die heutige linksrheinische Innenstadt.
Am Bayenturm in der kölner Südstadt geht es los. Verlaufen ist unmöglich da man eigentlich immer nur den Straßen folgen muss die das Wort "Wall" im Namen tragen.

Entlang der Stadtmauer durch Köln


So eben auch am Bayenturm, von dem aus der "Severinswall" in Richtung Innenstadt führt. Nach nicht einmal 5 Minuten erreicht man das erste antike Bauwerk auf der Tour, die "Bottmühle", welche jedoch nicht zur eigentlichen Stadtbefestigung gehört und in ihrer heutigen Form erst 1678 errichtet wurde. Seit 1970 beheimatet sie einen Kinder- und Jugendverband.
Braunes, burgartiges Gebäude mit Falltor, einem großen Turm in der Mitte und zwei kleineren Halbtürmen
Die Severinstorburg auf dem Clodwigplatz
Weiter auf dem Severinswall und auch keine 5 Minuten später erreicht man die erste von drei heute noch existierenden Torburgen, die "Severinstorburg". Erbaut um das Jahr 1200 wurde das Stadttor im Jahre 1895 wieder Aufgebaut uns steht seither als historisches Wahrzeichen mitten auf dem Clodwigplatz. Jedes Jahr an Rosenmontag bekommt die Severinstorburg übrigens eine weitere, fast schon historische und traditionelle Aufgabe, denn dann dient sie als Tor zum Rosenmontagszug. Der kölner Karnevalszug beginnt nämlich genau an dieser Stelle und jeder Wagen, jedes Pferd und jede Tanzgarde macht sich von hier aus auf durch die Innenstadt, vorbei an tausenden Jecken.
So, zurück zur Umrundung des alten Kölns. Hinter der Severinstorburg verläuft der "Kartäuserwall" von dem aus ich mein nächstes, historisches Ziel schon erblicken konnte: Den Turm der Ulrepforte. Die Ulrepforte beheimatet heute das Traditionskorp "Rote Funken" und wird zur Zeit umfangreichen Baumaßnahmen unterzogen.
In Sichtweite und keine 200 Meter entfernt liegt schon das nächste Teilstück der Stadtbefestigung. Diese Stadtmauer und der davor liegende Wassergraben zeigt einmal ganz deutlich, wie gut gesichert Köln früher gewesen sein muss. Der Wassergraben selbst ist zwar rekonstruiert und enthält kein Wasser mehr, vermittelt dennoch auch heute noch einen hierarchischen Eindruck. Wie bereits die Ulrepforte ist auch dieses Stück der Stadtbefestigung heimat zweier Traditionskorps, der Blaue Funken Artillerie und der Prizengarde. Direkt am nördlichen Turm befindet sich ein Relief, dessen Vorlage aus dem Jahr 1360 stammt und heute im Stadtmuseum zu bestaunen ist. Es zeigt die Schlacht an der Ulrepforte.
Eine alte Steinmauer mit einem Turm im Hintergrund
Die Stadtmauer an der Ulrepforte. Im Vordergrund der alte Wehrgraben
Es geht weiter über den "Pantaleonswall" in Richtungs Barbarossaplatz, der nur wenige Gehminuten später überquert wird. Mitten auf dem Platz, heute befinden sich hier Bürogebäude, Bäckereien uvm., stand einst das Weyertor, von dem heute nicht viel mehr als ein Straßenname übrig geblieben ist. Über den "Mauritiuswall" verlässt man den Barbarossaplatz wieder, weiter in Richtung Innenstadt. Nachdem man den Hauptsitz der Kölner Sparkasse unterquert hat findet man sich auf dem Rudolfplatz wieder, der in etwa die Mitte der Tour darstellt und auf dem man ein weiteres Stück Stadtgeschichte bestaunen kann: Die Hahnentorburg. Durch dieses Tor, erstmals 1264 erwähnt, betraten früher Könige nach der Krönung in Aachen die Stadt, um sich von dort aus auf den Weg zum Dom zu machen. Im Wikipedia-Eintrag zur Hahnentorburg sind wunderbare Aufnahmen zu sehen, wie es um die Torburg früher ausgesehen hat. Heute beheimatet sie die Ehrengarde der Stadt Köln. Der sonst sehr trist aussehende Rudolfplatz wird schnell wieder über den "Friesenwall" verlassen. Vorbei an Cafés und Bars gelangt man irgendwann an die Stelle, an der die Straßennamen mit "Wall" erstmal aufhören und findest sich am Hildeboldplatz wieder, der zur Zeit von einer Großbaustelle dominiert wird.
Ein burgartiges Gebäude mit zwei mächtigen Türmen rechts und links. In der Mitte ein hohes Durchgangsportal in Bogenform.
Die Hahnentorburg auf dem Rudolfplatz. Im rechten Turm sowie im an-
grenzenden Anbau befindet sich das Hauptquartier der Ehrengarde

Der etwas andere Kölner Stadtrundgang


Über die "von-Werth-Straße" geht es weiter bis zum "Gereonswall", an dem auch schon das nächste Stück Stadtbefestigung zu erkunden ist. Die rund 113 Meter lange, heute noch existierende Mauer grenzte einst an das Gereonstor, welches im Jahre 1881 der Stadterweiterung zum Opfer fiel. Heute noch zu sehen sind zwei Halbtürme und die Gereonsmühle. Auf der Stadtseite der Mauer befindet sich heute der "Klingelpützpark" auf dessen Areal bis 1969 das gleichnamige Gefängnis stand. Im Sommer ist der Park sicher ziemlich gemütlich, den muss ich mir mal merken.
Inzwischen in der "Neustadt-Nord" angekommen führt die Tour nun weiter in Richtung Ebertplatz zur "Eigelstein-Torburg", der letzten Torburg auf diesem Rundgang. Rein optisch ähnelt dieses Stadttor der "Hahnentorburg", unterscheidet sich jedoch in ein paar Details. Das wahrscheinlich offensichtlichste ist der hölzerne Überbau über dem eigentlichen Portal. Ebenfalls anders ist das angedeutete Falltor, welches im Portal zu sehen ist. Meiner Meinung nach der schönste Unterschied befindet sich aber auf der Rückseite der Torburg. Dort ist nämlich ein Kutterwrack des 1914 zerstörten Kreuzers "SMS Cöln" zu bestaunen, welches wenige Stunden nach Untergang des Kreuzers an der Küste von Helgoland angetrieben wurde. Die genaue Geschichte ist auf einer Bronzetafel festgehalten.
Ein kleiner Burgturm mit Zinnenkranz. Davor ein modernes, rotes Haus mit großer Glasfront.
Der Kunibertsturm, auch Weckschnapp genannt
Bildquelle: wikipedia.org
Über den "Thürmchenswall" führt der Weg weg vom Eigelstein, hin zurück zum Rhein. Etwa 10 Minuten braucht man bis dahin. Ich empfehle die rechte Straßenseite, da dort kurz vor dem Rhein an einer Hauswand wie zufällig ein Bild angebracht ist, wie das soeben umrundete, historische Köln früher aussah. Deutlich zu sehen ist hier die komplette Stadtbefestigung.
Das letzte Relikt aus vergangener Zeit ist der Kunibertsturm oder auch "Weckschnapp" genannt. Dieser Turm war ursprünglich der letzte Wehrturm der Stadtbefestigung und stellt somit auch das Ende der heutigen Tour dar. Von hier aus kann man noch ganz bequem zum Dom spazieren oder man kehrt zurück zum Eigelstein, von wo aus man an der U-Bahnhaltestelle "Ebertplatz" den Heimweg antreten kann.
Zugegeben, landschaftlich war die Tour nichts aber das war mir ja von vornherein klar. Es ging mir bei diesem Spaziergang auch nicht um eine tolle Landschaft sondern um die historischen Werte, die man in Köln immer wieder mal zu Gesicht bekommt, jedoch zumeist nicht beachtet, weil man dem Alltagsstress mal wieder verfallen ist. Diese 1 1/2 Stunden sind bequem als Sonntagsspaziergang zu schaffen und können durchaus auch mehrmals abgelaufen werden. Daher erkläre ich auch diese, wenn auch recht ungewöhliche "Wanderung" zu einem Tourentipp.
Nachstehend, wie immer, noch ein paar Fotos. Weitere Bilder gibt es diesmal wieder auf der Rastlos-Facebookseite.


Ein Stück Stadtmauer. Im Hintergrund ein turmartiges Gebäude, die frühere Gereonsmühle.
Stadtmauer am Gereonswall. Im Hintergrund die gleichnamige Mühle

Ein burgartiges Gebäude mit zwei mächtigen Türmen rechts und links. In der Mitte ein hohes Durchgangsportal in Bogenform, darüber ein hölzerner Balkon. Im Portal ein angedeutetes Falltor.
Die Eigelsteintorburg am Ebertplatz


Ein kreisrunder Turm, welcher auf einer Anhöhe steht. Die Ahnhöhe ist von einem Baugerüst umgeben. Rechts daneben ein altes Stück Mauer.
Die Bottmühle
 
Eine Straße, an deren Seite viele Autos parken. In der Bildmitte aber im Hintergrund ein hoher Turm mit hölzernem Spitzdach.
Blick vom Kartäuserwall auf die Ulrepforte

Ein halb zerstörtes Holzruderboot hängt in der Eigelsteintorburg. Es ist grau und an der Spitze ist das kölner Stadtwappen zu sehen.
Das Kutterwrack der SMS Cöln in der Eigelsteintorburg 


Die blaue Linie zeigt den Verlauf der ehemaligen Stadtbefestigung und somit
auch den Weg dieser Tour

Liebe Grüße,
Timo Krause
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