Dienstag, 28. Juli 2015
Meine Bewertung:

Auf den Spuren des Bergbaus in Rösrath

Schild am Bergbauweg
Hallo zusammen oder besser "Glückauf"!

Nach einer gefühlten Ewigkeit (immerhin über zwei Monate) komme ich endlich mal wieder dazu, einen Beitrag zu veröffentlichen.
Dieser bezieht sich nicht, wie im letzten Post angekündigt, auf den Rheinsteig (hier bin ich überhaupt noch nicht dazu gekommen, mir Gedanken über einen Post zu machen) sondern handelt vom Bergbauweg in Rösrath.
Als Kind des Ruhrgebiets liegt mir der Bergbau sehr am Herzen. Daher war ich sehr erfreut, als ich den Bergbauweg auf der Website des Bergischen Wanderlandes entdeckt habe. Schnell war klar: Da muss ich hin.
Da ich mich als Jugendlicher schon viel mit der Bergbaugeschichte des Ruhrgebiets beschäftigt und die Überbleibsel alter Zechen gesucht habe, war ich gespannt, was mich in Rösrath erwarten würde. Vorab: Ich wurde nicht enttäuscht.
Der Bergbauweg ist ein etwas über 12 km lager Rundweg, dessen Start und Ziel am Bahnhof Hoffnungstal in Rösrath liegt. Erklommen wird der "Lüderich", dessen Bergbaugeschichte bis in die Römerzeit zurückreicht.
Wie bei jeder Tour des bergischen Wanderlandes findet man auch hier viele  ausführliche Erklärungstafeln am Wegesrand, die sich mit der Geschichte und dem Thema der Route (in diesem Fall eben dem Bergbau) beschäftigen.

Die Wanderunge beginnt idyllisch. Direkt neben der Sülz wandert man bis zum alten Hammerwerk, von dem heute noch einige Gebäude und die Hammermeister-Villa zu bestaunen sind. Sehr schön hergerichtet passt dieses Stück Industriekultur wunderbar in die heutige Zeit. Ein Schild am gut zu erkennenden Pförtnerhäuschen bittet Betriebsfremde noch heute, sich beim Pförtner zu melden ... dieser jedoch ist sicher schon lange im Ruhestand.
Das nächste, jedoch schon sehr zugewachsene, Highlight ist das Mundloch des "Franziskastollens". Direkt neben der alten Kaue, welche heute zu einem Wohnhaus gehört, liegt das verfüllte Mundloch. Es ist trotz der Bewachsung noch gut zu erkennen und irgendwie erwartet man,dass dort gleich noch ein Bergmann mit einer Lore herauskommt. Am Mundloch geht es weiter, einen schmalen und recht steilen Pfad hinauf zum nächsten Teil des "Franziska-Schachts", dem alten Förderturm.
Fördertürme sind für mich immer eine wirkliche Augenweide. Stumme Riesen, die von harter Arbeit einer längst vergangenen Zeit berichten.
Allen, die sich für den Erhalt von Fördertürmen einsetzen, sei an dieser Stelle einmal gedankt!

Franziskaschacht
Der Förderturm am Franziska-Schacht: Heute und früher
Picknickbänke laden direkt am Förderturm zum Pausieren ein - ein wirklich herlicher Ort! Witzig ist auch der kleine Holzkasten, der neben der Infotafel angebracht ist. Rein optisch ähnelt er einem Nistkasten, jedoch mit neun kleinen Einstiegslöchern. Der Kasten ist aber nicht als Behausung für Vögel gedacht, nein, er dient der Unterhaltung von Wanderern. Man hat die Wahl zwischen dem "Steigerlied" und dem Lied "Das Schloss im Lüderich". Ich habe mich fürs "Steigerlied" entschieden, wohl auch, weil dieses Lied untrennbar mit meiner Heimat verbunden ist. Ich hatte aber keine Ahnung, lang das Lied eigentlich ist ;-)
In einem Waldstück hinter dem Förderturm kann man noch einen eingestürzten Schacht endecken - erkennbar an den Metallbögen, die aus dem Waldboden ragen.
Nach einer Pause ging es dann weiter und weiter. Immer weiter, bis zum eigentlichen Ziel der Tour, einem weiteren Förderturm. Dieser liegt auf dem Gelände eines Golfclubs, kann jedoch problemlos auch von nahem besichtigt werden.

Förderturm Lüderich
Der Förderturm Lüderich
Wer dreckige Schuhe hat, kann sich diese vor dem Golfclub, an einer "Schuh-Waschanlage" sauber machen. Warum ich das erwähne? Auf dem Weg zum Golfclub haben meine Wanderschuhe leider eine unangenehme Bekanntschaft mit den verdauten Resten von Bellos letzter Mahlzeit gemacht. Daher war es ein wirklich sehr schöner, aber auch lustiger Zufall, dass eben diese Schuh-Waschanlage direkt auf meiner Route lag. Danke an den Golfclub für diese wunderbare Idee!

Der Förderturm ließe einen die Bergbaustimmung noch einmal nachfühlen, wenn nicht ständig Golfcaddys um einen herumsausen würden. Am 27. Oktober 1978 wurde hier die letzte Schicht gefahren und nur wenige Tage später das gesamte Betriebsgelände stillgelegt. Auf den gegenüberliegenden Golfgreens sind einige Plateus zu erkennen, auf denen früher die Aufbereitungsanlage installiert war. Ein Luftbild des heutigen Zustands und einige ältere Ansichten findet man auf der Infotafel oberhalb des Förderturms. An dieser Tafel vorbei lässt man den geschichtsträchtigen Ort ganz schnell hinter sich und verschwindet einige Meter weiter im Wald, in dem man direkt am Wegesrand noch weitere Relikte längst vergangener Industrietage entdecken kann.
"Bleifeld" - so heißt der Ort, der nur wenige Minuten später erreicht wird. Dieser hat mich stark an die kleinen Dörfer im Sauerland erinnert, in denen ich früher als Kind des Öfteren war. Sowohl vom Namen als auch vom Charme her. Ein (von außen gesehen) gemütliches Restaurant (ich glaube es war ein Italiener) liegt mitten in Bleifeld und lädt zur Stärkung ein.
Das kleine Örtchen verlässt man nach kurzer Zeit auch wieder und befindet sich dann wieder im Grünen. Mit Glück hört man im Hintergrund das Rauschen eines Zuges, der das nächste und letzte Geschichtsträchtige Bauwerk ankündigt. Die Rede ist hier vom 1910 eröffneten Eisenbahntunnel  zwischen Hoffnungsthal und Rösrath, welcher einst die Fahrzeit enorm verkürzte und den Tourismus im bergischen Land ankurbelte. Auch hierzu steht, mitten im Wald, wieder eine Infotafel, welche den Bau sowie die Zeit danach ausführlich beschreibt.
Zurück zum Hoffnungsthaler Bahnhof führt der Weg dann noch ein wenig weiter entlang der Bahngleise und vorbei am "Freibad Hoffnungsthal". Wer also noch genug Power und Lust auf eine Erfrischung hat, kann hier, während der Freibad-Saison, noch eine Pause einlegen. Vom Freibad aus sind es dann nur noch wenige hundert Meter zurück zum Ausgangspunkt.

Alles in Allem fand ich es eine sehr schön gestaltete, informative und einfach zu wandernde Themenroute, mit den, fürs bergische (Wander-)Land typischen, Ausblicken, die man durchaus auch mehr als einmal erwandern kann. Alle Informationen zu dieser Wanderung bekommt man auf der Seite des bergischen Wanderlandes oder zusammegefasst in dieser PDF.

Nachstehend, wie immer, noch einige Fotos.

Hoffnungsthaler Hammerwerk
Das alte Hammerwerk mit seinem Pförtnerhäuschen

Eingestuerzter Stollen
Ein eingestürzter Stollen in der Nähe des kleinen Förderturms


Alte Industriereste
Längst vergessen sind diese industriellen Überreste ...

Alte Industriereste
... im Wald bei Bleifeld

Schuh-Waschanlage
Der Traum aller Wanderer: Die Schuh-Waschanlage


Liebe Grüße
Timo Krause
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